Ich muss ein wenig ausholen. Seit Tagen fressen uns die Sauen die Rüben vom Acker. Wir haben zwei Problemacker die ca. 900m Luftlinie auseinander liegen und durch zwei Bachläufe, Höhen und ein Waldstück von einander getrennt sind.
Vor ein paar Tagen stellten wir eine fahrbare Kanzel an einem dieser Rübenacker auf, in der ich dann auch ansass. Leider ließen sich die Sauen nur kurz blicken und verschwanden auch gleich wieder. Keine Chance eine Kugel anzutragen.
Wir bauten eine neue feste Kanzel in der Nähe des Wechsels an dem ich die Sauen ansprechen konnte.
Am darauffolgenden Tag saß ich dann dort und...... nichts!
Also ich letzte Nacht wieder raus in die neue Kanzel und beobachtet. Durch den Einsatz meiner Wärmebildkamera sehe ich nachts sehr viel, was das Ganze auch unheimlich interessant macht. Man hat immer Anblick und nie Langeweile. So schaute ich die Wiesen und Waldränder ab, jede Menge Rehe aber keine Sauen.
Dann machte ich die WBK aus und lauschte in die Nacht, der Bach plätscherte, der Wind zog durch die Bäume, die Grillen zirpten und plötzlich ein Geräusch! Die Grillen verstummten, irgendwas war da ganz in der Nähe! Ich machte die WBK an und suchte die Umgebung ab und da ..... ein Dachs, der auf Nahrungssuche war, ich beobachtete ihn noch eine Weile und schaltete die WBK wieder aus ....Stille, der klare Sternenhimmel und der Mond der langsam aufging.
Es ist herrlich das zu erleben und diese Ruhe. Aber da, ein lautes Krachen, Getrampel, Grunzen und Quieken- sie kommen! Die Rotte die ich einige Tage vorher auch ansprechen konnte, fast zur gleichen Zeit. Ich also WBK wieder an und sehe nichts. Wann kommen sie, wo kommen sie, der Puls stieg, ich hörte sie, aber sehen, Fehlanzeige! Jetzt fing auch noch die Grille wieder an, sie übertönte alles. Mir ist noch nie aufgefallen, wie laut die kleinen Tierchen sein können.
Die Sauen zogen durch den Wald von mir weg und dann war wieder Ruhe.
Ok, zwischen mir und dem anderen Rübenfeld liegen noch jede Menge Weizenfelder, vielleicht sind Rüben mittlerweile für die Sauen nicht mehr ganz so interessant und die mögen lieber den Weizen?
Ich entschloss mich den Sauen am Waldrand hinterher zu pirschen. Also runter vom Sitz und erstmal durch Brennnesseln und durch einen Bachlauf, drüben angekommen gleich die WBK an und- nichts!
Langsam ging ich los den ersten Hügel in Angriff nehmen, der Wind stand nicht optimal, deshalb Vorsicht! Weiter den Hügel hoch und immer wieder horchend und beobachtend, auch auf den Schlagschatten, den die Bäume durch das Mondlicht wurfen achtend.
Auf dem ersten Hügel angekommen hörte ich sie wieder, man könnte meinen sie drehten den ganzen Wald auf Links, so laut war es. Ich musste auch nah dran gewesen sein, ich hörte sie sogar schmatzen! Doch sehen konnte ich erstmal nichts, der Jungwuchs am Waldrand war zu hoch, deswegen pirschte ich zu einer Kanzel in der Nähe und ging drei Stufen die Leiter hoch. Da sah ich eine! Sie wechselte ca. 20m an mir vorbei, aber zu dunkel, zu schnell und zu wenig Zeit! Sie zogen weiter Richtung Norden durch den Wald Richtung Rübenacker. Ich musste also um den Wald herum. Ich zog los, immer wieder beobachtend und lauschend.
Am zweiten Bach angekommen musste ich eine geeignete Stelle suchen um rüber zu kommen, auf der anderen Seite durfte ich erstmal den zweiten Hügel hoch und eine große Wiese überqueren, Rehe sprangen ab, aber zum Glück kein Bock, der nur geschreckt und somit die Sauen vielleicht gewarnt hätte.
Zwischen dem Wald und dem Rübenacker lag ein Roggenfeld- sollte ich rechts oder links vorbei? Der Wind ließ mich linksherum gehen, ich bewegte mich langsamer, ich wusste wenn sie da sind, dann sind sie nicht weit weg. Ich machte meine Büchse fertig, immer wieder beobachtend und horchend, es zog sich jetzt schon fast zwei Stunden. Das Roggenfeld war zu Ende und ich musste jetzt rechts abbiegen und dem Roggenfeld an der Stirnseite folgen bis zu den Rüben. Links von mir war ein Weizenfeld und hinter mir der Wald, es waren noch ca. 30m bis zu den Rüben, ich wurde noch langsamer und versuchte kaum zu atmen. Plötzlich, ein Grunzen links aus dem Weizen! Ich blieb stehen und horchte- rechts ein Grunzen und aus den Rüben ein Schmatzen. Sie waren da! Ich fühlte mich mitten drin. Wieder schaute ich durch die WBK und .... schon wieder nichts! Das darf doch nicht wahr sein! Phantomschweine dachte ich.
Ein Teil des Rübenackers konnte ich einsehen doch noch nicht alles. Nun pirschte ich mich langsam weiter bis ich am Ende des Roggenfelds ankam und den Rübenacker komplett einsehen konnte. Da standen sie! Zwei Sauen ca. 10m vor mir und nur 2m vom Roggen weg. Der Wind stand perfekt. Wieder schaute ich durch die WBK und sah zwei Überläuferkeiler. Jetzt musste ich mich beeilen! Langsam ist flüssig und flüssig ist schnell. Die WBK aus der Hand und die Büchse in den Anschlag gebracht, keine Sekunde zu früh, denn die Erste wechselte schon in den Roggen und die Zweite wollte hinterher! Doch sie verhoffte nochmal kurz, es war ein Automatismus der ablief- ausatmen, anlegen und abkrümmen. So verließ die 7x64 den Lauf, ein kurzes klagen, ich schaute durchs Feuer, doch sie war weg. Ich repetierte und hörte es dann von rechts im Roggen raschelndes und klagen. Sie wechselte kurz in den Weizen drehte dann aber und kam direkt auf mich zu. Ich legte an und wartete darauf dass sie aus dem Weizen kommt, doch sie verendete am Rand des Weizenfeldes.
Mir zitterten ein wenig die Knie. In der Ferne hörte ich den Rest der Truppe abspringen. Was war das? Ich musste mich erstmal hinsetzen um runter zu fahren.
Nach ca. 10 Minuten ging ich langsam zu meinem erlegten Keiler und überzeugte mich davon, dass ich ihn auch tatsächlich gestreckt hatte. Waidmannsdank ? dachte ich mir. Ich hielt kurz inne und bedankte mich bei meinem Keiler mit den dementsprechenden Brüchen.
Nun musste ich erstmal den ganzen Weg zurück um mein Auto zu holen, dann wieder zurück, aufladen und danach zum Aufbrechen. Das hat alles etwas gedauert weil ich alleine war, um 4.30 Uhr kam ich dann überglücklich und total fertig daheim an.
Aber das ist Jagd! Wo kann man sowas sonst erleben? Waidmannsheil ?