JAGDAPOTHEKE
„Tierisch starke Medizin”
die Schätze der (beinahe) vergessenen Jagdapotheke
Bärenstarke Medizin
Was lange währt wird endlich gut und so ist es uns nach langen Mühen gelungen, zwei Proben von Bärenfett zu bekommen. Beide warten nun in Wien bei Fr. Prof. Teresa Valencak auf ihre wissenschaftliche Analyse. Mit dem restlichen Bärenschmalz darf ich nun meine Erfahrungen machen und Sie liebe Jäger/innen daran teilhaben lassen, was meine Recherchen und Experimente bisher ergeben haben. Der Gehalt an den äußerst wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist beim Bärenschmalz sehr hoch. Seine Konsistenz liegt zwischen Murmeltier- (aber nicht ganz so ölig) und Dachsschmalz (aber eben nicht ganz so fest). Der Geruch von frischem Bärenfett ist überraschend dezent und neutral. Auch beim Auslassen im Wasserbad kann man kaum einen charakteristischen Duft wahrnehmen. Werfen wir einen Blick auf die alten Quellen und Erfahrungen aus der Volksmedizin, um uns eine Übersicht zu verschaff en:
Antike Quellen:
• Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) benutzte das Fett zur Behandlung von Frostbeulen
• Plinius der Ältere (1. Jh. n. Chr.) empfi ehlt Bärenfett zur Behandlung von Haarausfall.
• Conrad Gesner (1669) schreibt, dass das Bärenfett bei Haarausfall, Genickschmerzen, Blähungen, Gicht, Verbrennungen, Geschwüren der Schienbeine und allen Beschwerden, die durch lahme, verrenkte und schmerzhafte Glieder und Gelenke verursacht werden, Linderung verschafft. Zudem soll ein Mensch, der sich Bärenfett ins Gesicht schmiert, alles was er liest und hört, besser verstehen und erörtern können.
Bärenfett in der Hildegardmedizin:
Weinrautensalbe
10 ml Weinrautenblättersaft
10 ml Wermutblättersaft
50 g Bärenfett, 5 Tr. Rosenöl
Wermut- und Weinrautenblätter im Turbomixer zerkleinern, Saft in einer Spätzlepresse o. Ä. mit Bärenfett zu Salbe verarbeiten und mit Rosenöl konservieren. 2-3-mal wöchentlich über einen Zeitraum von 2 Monaten mit rhythmischen Bewegungen wie eine liegende 8 mindestens 15 Minuten über beiden Nieren einmassieren (im Idealfall vor einem Ulmenholzkaminfeuer). Anwendung bei Nierenerkrankungen, Nierenschmerz, Bluthochdruck. Dr. Gottfried Hertzka und Dr. Wighard Strehlow schreiben dazu folgendes: „Die Behandlung von Bluthochdruck mit dieser Nierensalbe ergibt sich aus der Tatsache, dass sehr viele Hochdruck-Patienten einen Nierenschaden haben. Der Erfolg hat dies bestätigt, und in allen Fällen tritt bei Anwendung dieser Salbe eine – wenn auch nur manchmal kurzfristig anhaltende – Blutdrucksenkung ein. Selbst in Notfällen bei Bluthochdruck über 220 mmHg kann man sofort erste Hilfe leisten und hat Zeit gewonnen für die weitere Therapie“ Inzwischen ist diese Zubereitung im Handel kaum mehr mit Bärenfett erhältlich! In den meisten Fällen wird sie mit Ziegenfett zubereitet – eine wenig zufriedenstellende Alternative.
Bärenfett-Aschesalbe
36 g Bärenfett
4 g Asche (aus Roggen- oder Weizenstroh)
2 -3 Tr. Rosenöl
Anwendung bei Haarausfall.
Bei Hildegard steht geschrieben: „Aber wenn dem erwachsenen Menschen zuerst die Haare auszufallen beginnen, dann mische er Bärenfett mit etwas glühender Asche, die aus Weizen- oder Roggenstroh gemacht ist, und damit bestreiche er seinen ganzen Kopf, und besonders dort, wo die Haar auszufallen beginnen. Dann enthalte er sich lange (will heißen, man soll es lange einwirken lassen!!! am besten einige Stunden oder über Nacht), damit er nicht seinen Kopf von dieser Salbung wasche. Uns so tue er oft, und seine Haare, die noch nicht ausgefallen sind, werden durch diese Salbung so befeuchtet und gestärkt, dass sie für lange Zeit nicht ausfallen.“
Volksheilkundliche Überlieferungen:
Ida Pohl-Sennhauser hat in ihrem Werk „Rattenschwanz und Schneckenschleim“ etliche Anwendungsempfehlungen aus dem europäischen Raum zusammengetragen:
• Ein bayrisches Rezept rät bei Gedächtnisschwäche morgens und abends Bärenfett auf die Stirn und Schläfen aufzutragen.
• Die europäische Volksheilkunde kennt eine Salbe aus Bärenfett und Zwiebeln, die gegen Geschwüre und Abszesse warm aufgetragen wird.
• In Osteuropa rieb man Frostbeulen mehrmals täglich mit Bärenfett ein.
• Die schwäbische Volksmedizin kennt die Verwendung von Bärenfett bei Haarausfall. Auch Sven Sauter hat für sein Buch „Tiere in Homöopathie und Schamanismus“ gründlich recherchiert:
• Er berichtet in seinen Ausführungen, dass ihm Kampenhout mündlich mitgeteilt hat, dass das Fett des Bären bei den Indianern Nordamerikas für seine heilende Wirkung auf Erkrankungen der Knochen, Sehnen, Bänder und Gelenke verwendet wird.
• Auch wird es in der indianischen Volksmedizin bei Haarausfall angewendet.
• Er berichtet auch, dass die skandinavischen Samen aus Bärenfett eine Salbe herstellten, die sich ganz besonders gut zur Heilung von Sehnenverletzungen eignete.
• Die Salbe konnte jedoch auch zur Behandlung der Gicht und den Folgen von Insektenstichen verwendet werden.
Moderne Varianten: Wald“Bären“Balsam
100 ml Bärenschmalz
30 ml Haselnussöl, bio
1 Kl Kiefernharz
1 schwacher EL Wollwachs
25 g Bienenwachs, bio
40 ml Wurmfarnwurzeltinktur (ersatzweise Wacholderbeerentinktur
oder Latschenkiefernadeltinktur. Zur Not kann die Tinktur auch
weggelassen werden. In diesem Fall sollte das Bienenwachs auf 20
g reduziert werden)
40 Tr. Propolistinktur
Herstellung: Bärenschmalz, Haselnussöl, Harz, Wollwachs, Bienenwachs im Wasserbad schmelzen. Parallel dazu die Wurmfarnwurzeltinktur im Wasserbad wärmen. Sobald alle Fette geschmolzen sind, vom Herd nehmen und die Tinktur einarbeiten. Zum Schluss Propolistinktur einarbeiten. Wenn der Balsam Puddingkonsistenz hat, in Salbengläser abfüllen.
Anwendung: Husten, Gelenkschmerzen, Sehnenbeschwerden, Muskelverspannungen, Kreuzschmerzen
Karotten-Bär
100 ml Bärenschmalz
30 ml Haselnussöl/Aprikosenöl/Mandelöl, bio
1 mittelgroße Karotte
1 KL Wollwachs
25 g Bienenwachs, bio
30 ml Wundkleetinktur (ersatzweise Ringelblumentinktur
oder Lavendeltinktur)
14 Tr. ätherisches Lavendelöl fein, bio
8 Tr. ätherisches Karottensamenöl, bio
25 Tr. Sanddornfruchtfl eischöl, bio
Herstellung: Karotte waschen, schälen und klein raspeln. Bärenschmalz und Pfl anzenöl im Wasserbad wärmen und die geraspelte Karotte beigeben. Solange ziehen lassen, bis das Schmalz-Öl-Gemisch orange gefärbt ist und die Karotten sichtlich ihre Wirkstoff e abgegeben haben. Eventuell über Nacht vom Herd nehmen und durchziehen lassen. Die Karotten anschließend abfi ltern und die Salbe wie oben beschrieben weiterverarbeiten. Anwendung: Hautstörungen, Verbrennungen, Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte, Ekzeme, Wunden, Narben, Falten.
Barbara Hoflacher