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Die Geburt von REINE DE LA CHASSE

Letztes Jahr gründete ich ein Schmucklable, bei dem ich vornehmlich Patronen verarbeite. Wenn man ein eigenes Lable gründet, vor allem wenn es um so etwas emotionales wie Liebhaberstücke und Schmuck geht, rät einem jeder, zu einem ausgefeilten Markennamen. Das sei das A und O, müsste sofort sitzen und würde über Leben und Tod des Vorhabens entscheiden. Also hieß es sorgfältig zu überlegen und abzuwägen. Da ich meine Inspiration ja aus der Jagd zog, überlegte ich, was ich seit meinem 16. Lebensjahr auf der Jagd erlebte, was ich bei der Jagd für mich gelernt habe und was die Jagd für mich ausmacht.

Ich habe nicht viel Erfahrung mit Gesellschaftsjagden, bei denen ich meistens sehr aufgeregt bin, und gehe vornehmlich auf den Ansitz. Eins der aufregendsten Jagdereignisse war daher wohl in Frankreich, wo ich während meines Auslandsstudiums das große Glück hatte zur Jagd eingeladen zu werden. Da ich die Sprache noch nicht sonderlich gut verstand, als Gast eines Gasts kam und fremd im Land war, wollte ich auf keinen Fall Fehler machen und war wahnsinnig aufgeregt. Insgeheim hoffte ich einfach, dass ich nie in die Verlegenheit kommen würde, was zu sehen, bzw. was zu schießen.

Der Jagdherr war ausgesprochen freundlich, von rauem, väterlichen Charme und begleitete mich auf den ersten Stand, redete unaufhörlich, wurde nicht müde die Welt zu erklären, den Jagdverlauf, die Bestände und Reviergrenzen zu erörtern und wahrscheinlich französisches Jagdlatein von sich zu geben. Das vermute ich, denn ich verstand absolut kein Wort von alledem und hoffte immer noch, dass das bald vorbei sei. Im 2. Treiben saß ich dann allein auf einem Sitz an einer Schneise, etwas abseits und war fast froh, mich etwas verstecken zu können. Plötzlich sah ich ein nahendes Reh. Wintergrau, schön, ruhig. Es verhoffte, ich schoss und es lag.

Nach dem Treiben zog die Jagdgesellschaft die Schneise entlang und kam zu mir und dem Reh. Wieder verstand ich kein Wort, merkte aber, dass das Geschehene gut war. Scheinbar war ich nämlich die einzige, die etwas erlegt hatte.

Die Anspannung viel ab. Mächtig stolz sammelte ich alle meine Sachen ein. Was für ein Tag, was für ein Glück, so etwas im Auslandsstudium zu erleben. „Mensch, wer hätte das gedacht“, dachte ich mir „Du wirst hier zum ersten Mal Jagdkönigin“. Ich malte mir auf dem Weg schon eine große Ehrung aus, mit Jagdsignal und Hundejaulen, Bruch und dem letzten Bisses für mein Reh – eben, wie man das von den Jagden in Deutschland kennt.

Es kam ganz anders. An der Holzhütte angelangt, erspähte ich als erstes mein Reh: bereits aufgebrochen, am Baum hängend. Ich war etwas irritiert, da ich das Aufbrechen eigentlich immer selber übernehme. Und hier deutete auch nichts auf eine in Kürze stattfinden Streckenlegung hin. Irritation. Das es heute keine Ehrung, kein Jagdsignal und Hundejaulen, Bruch für mich und den letzten Bisses für mein Reh geben würde, verstand ich, als ich die Hütte betrat. Alle Beteiligten saßen bereits fröhlich essen, trinken am Tisch und schwatzen. Très française. Von der guten Stimmung angesteckt, gesellte ich mich dazu. Doch etwas störte mich. Und dabei ging es nicht so sehr um mich und meinen vermeintlichen Ruhm, sondern um mein Reh, dass ich geschossen hatte und welches nun draußen, nun am Baum hing. Ich huschte also hinaus, suchte im Geäst nach einem schönen Bruch, ging zum Reh, hielt inne und sinnierte nochmal über den Tag und diese Jagd. Dann strich ich mit dem Bruch über das Fell und schob den letzten Bissen in den Äser. Der Frieden war gemacht und ich merkte für mich, wie wichtig mir dieser Teil der Jagd, die Ehrung des Wildes ist.

Zurück in der Hütte erzählte ich, was ich gemacht hatte. Der Jagdherr lachte fröhlich über meine Traditionsliebe und Sentimentalität – schnappte sich kurz das vor ihm liegende Baguette und schlug

mich über den Tisch hinweg zur Jagdkönigin – zur REINE DE LA CHASSE. So kam mein Lable zu seinem Namen.

Autor: Caroline Liebing - Reine de la Chasse

Mehr Infos zum Autor finden Sie hier.

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