JAGDAPOTHEKE
„Tierisch starke Medizin”
die Schätze der (beinahe) vergessenen Jagdapotheke
Steinbockmedizin einst und jetzt
Einst waren beinahe alle Teile des Steinbockes als Heilmittel derartig heiß begehrt, dass es eigene Steinbockapotheken“ erzbischöfl ichen Besitzes gab. Die sagenumwobene Wirkung dieser Medizin war wohl auch mit ein Grund, dass der Steinbock in unserer Region über viele Generationen ausgestorben war. Alleine für das Bezoar werden ca. 40 besondere Heilkräfte angegeben: Stärkung der Lebensgeister, Geburtserleichterung, Ungezieferabwehr, treibt den Harn, hilft gegen die Pest, Gift, Gelbsucht, Kopfschmerzen, Ohnmacht, Melancholie, sowie gegen die „monatliche Blödigkeit”. (Armin Deutz/Gunther Greßmann, Gams- und Steinwild, 2001) Im Schweizerischen Engadin gibt es inzwischen wieder Apotheken die Steinbockhorn als Spray für den Mann anbieten. Hierfür wird die homöopathische Essenz des Steinbockhorns mit Essenzen männerstärkender Kräuter (unter anderem Taigawurzel, Meisterwurz, auschpfeffer, Wacholder, Schöllkraut) vermischt um das Charisma und die Potenz zu steigern. Als es noch Steinböcke in den Alpen gab, hatte man technisch noch nicht die Möglichkeit, sein Fett zu analysieren. Heute ist es uns dank moderner Labore möglich. Da inzwischen in manchen Alpenregionen die Bestände der Steinböcke so gut sind, dass sie dezent bejagt werden, können wir das nun nachholen. Noch sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen, aber bis uns die endgültigen Analysen vorliegen (worüber ich dann gerne wieder berichten werde) kann ich Ihnen mit meinen persönlichen Erfahrungen dienen.
Erste Erfahrungen mit Steinbockfett:
Da diese Tiere noch höhere Lagen als Gamswild besiedeln und noch kälteren Temperaturen ausgesetzt sind, haben wir eigentlich vermutet, dass sich das Gamsfett und das Steinbockfett ähnlich sein müssten. Umso mehr war ich überrascht, als ich feststellte, dass dies so gar nicht der Fall ist. Im Gegensatz zum Gamstalg ist Steinbockfett weicher, cremiger und streichfähiger. Beim Auslassen des Fettes befi ndet man sich augenblicklich – zumindest olfaktorisch – in einem Ziegenstall. Das Fett riecht wie das der Ziege, sieht aus wie das der Ziege, und fühlt sich ebenso an. Die Artverwandtschaft lässt sich also in diesem Fall nicht leugnen. Der ausgelassene Steinbocktalg hat eine kompakte, angenehm cremige Konsistenz und kann so wie er ist als Hautpfl egemittel erwendet werden. Das Fett der Hausziege ist in der Hildegard-Medizin eine der beliebtesten Salbengrundlagen. Natürlich können wir auch das Steinbockfett zu zauberhaften Salben verwandeln. Da das Herzkreuz dieses Wildes eine begehrte Trophäe ist, die nach altem Glauben auch unsere Herzkraft stärkt, liegt es nahe, einen alsam herzustellen, der mit herzstärkenden Kräutern angereichert wird.
„Balsam für ein leichtes Herz“
50 g Johanniskrautöl
50 g Steinbocktalg
10 g Bio-Bienenwachs
2 Tropfen ätherisches Bio-Rosenöl (destilliert)
4 Tropfen ätherisches Bio-Rosen-Absolue
4 Tropfen ätherisches Bio-Melissenöl 100%
Öl, Talg und Bienenwachs im Wasserbad schmelzen. Unter ständigem Rühren etwas abkühlen und dabei die ätherischen Öle zugeben. Den Balsam in saubere Salbengläser füllen. Bei Bedarf den Herzbereich mehrmals täglich mit etwas Salbe einreiben. Meine Lehrerin Ruth von Braunschweig empfi ehlt diese Mischung (oder die „vegetarische“ Variante davon) für folgende Beschwerden: „Die harmonisierende, ausgleichende Kraft des Rosenöls hilft, innere Verhärtungen aufzubrechen, sein Herz für sich und andere zu öffnen. Die spezielle Salbenmischung konnte schon so manches durch Trauer verschlossene Herz wieder öffnen. Auch bei leichteren, unbestimmten Herzbeschwerden kann die Salbe helfen.“ (Monika Werner/Ruth von Braunschweig, Praxis Aromatherapie, 2006) Die Zugabe von Steinbockfett für diese Zubereitung verstärkt meiner Erfahrung nach die Wirkung enorm. Johanniskrautöl ist bekannt für seine stimmungsaufhellenden und hautpfl egenden igenschaften. Wer unter versteinertem oder schwerem Herzen leidet, möge sich also dieser besonderen Steinbockmedizin anvertrauen. Wenn ihr Herz dann leicht und fröhlich ist, können Sie den Balsam natürlich auch als besonders xklusive Hautpfl ege verwenden. Für hautheilende Zubereitungen empfehle ich Ihnen, das Steinbockfett mit urmertieröl zu vermischen. Schließlich teilen sich beide die alpinen Regionen und können sich so gut ergänzen, um bei Neurodermitis und Schuppenfl echte Linderung zu verschaffen. Gamstalg hingegen ist viel stärker erwärmend und passt gut zum Murmeltieröl, wenn sie Ihre Gelenke und rheumatischen Leiden damit behandeln möchten. Für Haut- und Rheumaleiden gibt es noch eine „steinige“ Zutat – Steinöl – auch bekannt als Ichthyol, Ichthammol oder Ammoniumbituminosulfonat. Es wird aus der trockenen Destillation von kerogenreichem lfschiefer gewonnen und ist in Apotheken erhältlich. Es passt vorzüglich als Ergänzung zur Steinbockmedizin.
„Steinbalsam“
50 g Steinbockfett
50 g Murmeltieröl
10 g Ichthammol (achten Sie darauf reines Ichthammol zu
kaufen und nicht eine fertige Mischung!)
10 g Bio-Bienenwachs
Erwärmen Sie das Fett, Öl und Wachs im Wasserbad bis alles geschmolzen ist. Nehmen Sie die Mischung vom Herd und geben Sie das zäh-visköse Ichthammol dazu. Rühren Sie die Salbe kalt und füllen sie in Salbentiegel ab. Diese Salbe erinnert mich an meine Kindheit und die unzähligen kleinen und größeren Wunden, die mit Ichthyolsalbe behandelt wurden. Ausgesprochen hilfreich als Zugsalbe und bei Wunden, Hautleiden, aber auch bei rheumatischen Beschwerden, Wirbelsäulenleiden und bei schmerzenden Gelenken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Kraft des Steinbockes für die immer noch dunkle und kalte Jahreszeit, bis wir uns beim Frühlingserwachen dann den nächsten wilden Tieren und Pfl anzen widmen.
Ihre Barbara Hofl acher, www.heilpfl anzen-schule.at